Sj 2.236 Terror über Raduga
In den frühen Abendstunden zum 211. Tag des 2.236. Standardjahres eröffnete in der SJ12-CV1-Halle auf Darias Landing ein vermeindlicher tanbarischer Frachter das Feuer auf ihn umliegende Schiffe. Entsetzt mussten die Sicherheitskräfte mitansehen wie das erstaunlich stark bewaffnete Schiff, innerhalb der Balustradenkuppel der Landeplattform für Mittelklassefrachter, ohne Vorwarnung seine Nachbarn mit schweren Plasmageschützen geharkte. Ein Skaim-Transporter wurde in den ersten Minuten des Angriffes schwer getroffen. Das kleiner Schiff erlitt einen Reaktorriss und detonierte. Es ist zu dieser Stunde noch nicht eindeutig feststellbar ob es Überlebende gab. Zu diesem Zeitpunkt stürzte die Westkuppel von SJ12-CV1 ein und begrub mehrere kleinere Schiffe unter ihren Trümmern. Währendessen feuerte der Angreifer unbeirrt weiter. Ein bantontanisches Scoutschiff eröffnete seinerseits das Feuer und wagte einen Startversuch. Dieser wurde jäh unterbrochen als es von drei direkten Treffern in die Haupttriebwerksauslässe zur Abstoßung des Reaktorkern gezwungen wurde. Die Mannschaft des Schiffes reagierte erstaunlich Geistesgegenwärtig, doch kam jegliche Schutzreaktion zu spät. Der Reaktor reagierte mit der Atmosphäre und explodierte nur wenige Meter über dem Boden. Tausende von Wartungsmännern und Mitglieder der Fernwacht starben in einem glühenden Plutonium-Isotope-Kollaps. Die Derzeit gemessenen Strahlenwerte in Darias Landing übersteigen jegliches jemals an der Oberfläche Kirns gemessenes Ausmaß und sind mit einem Vulkanausbruch der frühen Harun-Periode zu vergleichen. Währenddessen feuerte der Aggressor unbeirrt weiter auf die ihn umgebenden Frachter. Ein boklanisches Schiff wurde dabei aus seinen Halteklammern gebrochen und stürzte auf die Seite. Dieser Umstand rettete, ersten Untersuchungen der Rettungskräfte der Mannschaft das Leben. Weitere Treffer und die harte Strahlung des kurz zuvor explodierten Reaktors trafen nun auf den deutlich stärker geschützten Boden des Schiffes. Dennoch kam es auch hier zu schweren Schäden.
Unterdessen begann der tanbarische Angreifer mit seinen Startvorbereitungen. Das nach wie vor unidentifizierte Schiff, das in SJ12-CV1 unter der Kennung CC182 Triptychon geführt worden war aktivierte seine Antigrav-Generatoren, kompensierte damit den Strahlungsherd und tötete so weitere Arbeiter in der Unterhalle der Plattform. Es erhob sich aus den Trümmern wie ein Dämon der Vorzeit aus der Unterwelt und schwebte immer noch weiter auf die nun unter ihm liegenden Schiffe. Dann erwachten donnernd seine Schubtriebwerke zum Leben und es nahm Fahrt über die in helle Aufregung versetzte Nordstadt auf. Zwischenzeitlich waren zwei Sternenkreuzer der Heeresleitung in den Orbit abgesunken und nahmen mit zwei weiteren die von einem nahen Millitärstützpunkt aus gestartet waren die Verfolgung der flüchteten. Fernwächter konnten beobachten wie die Kreuzer das flüchtende Schiff mehrfach mit Torpedos und anderen schweren Waffen angriffen, doch dessen Schilde hielten dem Feuer stand und es erreichte schnell eine hohe Fluchtgeschwindigkeit. Außerhalb der Radugagrenzen erreichte es die Orbitalgrenze und verließ wenige Sekunden später, immer noch verfolgt, den Nachthimmel Kirns. Wie es entkam steht zu diesem Zeitpunkt nicht fest. Sicher ist jedoch, dass es einen ungezielten Sprung ohne Subraumtunnel ausführte. Diese gefährliche Aktion rettete den schändlichen Angreifer und hinterließ unsere vier Schiffe ratlos. Eine Stellungname seitens der Obrigkeit steht zu diesem Zeitpunkt noch aus.
Experten dieskutieren nun um den Sinn der schrecklichen Angriffe auf die Frachter innerhalb der SJ12-CV1-Halle. Waren sie Teil der Attentate auf die Bidija-Tempel in Neu Baldgan vor sechs Tagen? Handelte es sich tatsächlich um einen weiteren Terrorschlag der Bidija-Anhänger gegen ihre eigenen Leute? Vor nur zwei Tagen hatten vermeindliche Bidijaris einen ihrer eigenen Tempel am nordöstlichen Rand Grinbeys in Richtung Marauga gesprengt. Die Gemeinde beklagte über dreißig Tote, zum Teil ebenfalls Glaubensanhänger, zum Teil unbescholtene kirner Bürger. Erst Gestern war es in der selben Gegend zu einem Angriff auf ein Miliz-Cargopod gekommen bei dem ebenfalls drei Menschen starben. Eine Tellermine zerfetzte drei Passanten als sie unter dem Millitärtransporter dettonierte. Selbst zur 2.200 Jahresfeier vor vier Standardjahren erlebte Raduga kein Miliezaufgebot wie in den letzten 30 Stunden. Was die Terrorzellen dazu veranlasst ihre eigenen Leute und die Miliz gleichermaßen anzugreifen bleibt die Frage. In jedem Fall war der kaltblütige Angriff seitens eines gelandeten Schiffes innerhalb der Atmosphäre eine der schrecklichsten Verbrechen innerhalb einer Serie von Terroranschlägen in Verbindung kusunnischer Religionsfanatiker in der gesamten Geschichte Kirns. Ganz Galba trauert um die unzähligen Toten und Verletzten. Morgen hat der SK8-Rat weiß befohlen. Doch schon in der Nacht zum 212. Tag hängen Millionen von Laken unter den Fenstern der raduganischen Wohneinheiten. Die Ratlosigkeit, Wut, Trauer und eine tiefsitzende Hilflosigkeit gegen eine Art von Gewalt wie sie Kirn nie zu vor gesehen hat lässt die Menschen in ihren Häusern bleiben. Die sonst belebten Straßen und Bassare Radugars sind menschenleer.
Wie aber reagieren? Wie schon in den letzten 10 Tagen wüten nun die Rufe nach einer Eindämmung der Gefahren vor allem aus der Mitte der SK8. Das gemäßigte Viertel um Prime Gouverneur MCP Horatieam Kratusnov hingegen spricht sich gegen einen von Hysterie und Angst initiierten Gegenschlag aus. »Es bringe nichts Mutmaßungen folgend die integrität der internen Bevölkerungsstruktur zu verletzten. Es gilt nun Ruhe zu bewahren und auszuloten wie man den Schaden auf ein Minimum beschränken könne« so Kratusnov.
Sein umstrittener Gegner aus der Mitte Gouverneur Asvin Milanovit hingegen fordert die strikte Internierung aller den Bidija angehörenden Gläubigen innerhalb Radugas. Diese Menschen stellen wie man nun deutlich sehen könne eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesellschaft ganz Kirns dar. Milanovit verlang darüber hinaus einen Einreisestopp für Kusunnen, Ta-Kasennen und Bewohner von Cemo 4 bis die Untersuchungen der Vorgänge um SJ12-CV1 und die Nordstadt abgeschlossen sind. Aus der Sicht seines Flügels gibt es keinen anderen Weg der Gefahreneindämmung. Die Durchführung eines solchen Gebotes würde hunderttausende von Menschen von ihren Familien trennen. Alleine Pendler von Cemo, die als Arbeiter dort ihrem Erwerb nachgehen könnten nicht länger zu den ihren nach Hause kommen. Auffanglager auf Cemo müssten errichtet werden. Alles in allem Vorgänge die die ohnehin gereizte Lage innerhalb der Bürgerschaften weiter aufheizen würden.
Was bleibt ist die Angst und die Strahlung des isotopischen Verfalls. SJ12-CV1 muss geschlossen werden. Die derzeitige Planung sieht eine einhundert Meter hohe Aluminium-Beton-Schicht als physikalischen Eindämmungsversuch vor. Wissenschaftler gehen nach ersten Hochrechnungen von einem Halbwert von wenigstens 6.000 Standardjahren aus. Ein Schlag den Darias Landing nur schwer verkraften wird. Nach einer ruhmreichen Geschichte von über 2.200 Standardjahren wird Raduga nun für die nächsten 12.000 Standardjahre die erste MegaCivic der gesamten SUKOT mit einem versiegelten Strahlungsherd sein.
Galba, Raduga, Sj 2.236 St 211
Milazva Hermanovich, Zesda Gazette