Sj 2.236 Von Glaube und Unterdrückung
In den frühen Abendstunden erreichte die Redaktion detaillierte Informationen über die Erneuten Aufstände auf Cemo 4. Was passiert dort draußen? Warum schaffen es die Ordnungshüter vor Ort und die Verwaltung von sND nicht dieser kleinen Welt einen andauernden Frieden zu bescheren? Um diese Fragen zu erörtern richten wir unseren Blick auf einen kleinen Auszug der Historie Cemos.
Im Standardjahr 522 verzeichnen Späher intergalaktischer Handelsgesellschaften Kupfer- und Silbererzvorkommen auf dem bis dato unbeachteten vierten Planeten des Cemo-Systems. Die ersten Ansprüche erhebt schließlich die Kanka Karuba Mining Cooperation (KKMC) von Rona Gan. Bis ins Sj 598, also nicht einmal 80 Standardjahre bauen die Kanka ihre Stationen auf Cemo 4 und beginnen mit dem Abbau der natürlichen Ressourcen. Doch dann geschieht das unfassbare: Kusunnische Splittergruppen (namentlich Angehörige der sogenannten Jisaku und der Bidija) greifen die Sicherheitskräfte der Mienengesellschaft an und reiben sie binnen kürzester Zeit völlig auf. Sie vernichten die Stationen und hinterlassen tausende von Toten und einen verlassenen Planeten. Kusunn´Tchets damalige Regierung hält sich mit Kommentaren zurück. Man geht davon aus, dass es sich bei den Angreifern um Piraten gehandelt haben könnte. Vorwürfe seitens der abgesandten IGA-Kommissionen die eigenen Leute nicht im Griff zu haben weißen die kusunnischen Fürsten ab. Es sei nicht ihre Schuld wenn die Kanka nicht in der Lage wären ihre Besitztümer zu beschützen.
Im Standardjahr 977 errichtet die Pansan´veren, eine der größten Minengesellschaften unter der Aufsicht einer Intergalaktischen Spezialkommission erneut festen Schürfstationen auf Cemo 4. Ein kompaktes aber durchaus ansehnliches militärisches Kontingent sichert die achtundzwanzig Abbaustätten vor erneuten Piratenangriffen. Was man gerne vergisst, sind die bis zu diesem Zeitpunkt auf Cemo 4 lebenden verbliebenen Kusunnen. Es ist nicht bekannt wie viele Menschen nach dem Angriff über 450 Standardjahre zuvor auf Cemo 4 verblieben waren, doch zum Zeitpunkt der Ankunft der Pansan´veren leben hier über 30.000 kusunnische Siedler. Der hoch entwickelten Technik der IGA-Minengesellschaften haben sie aber nichts entgegen zu setzen. Schnell sind sie besiegt und werden zu den ersten menschlichen Arbeitern des Planeten. Es gibt heute keine Einblicke in die Verfahrensweißen der damaligen Zeit, auch die Gesetzesdaten auf Antari schweigen sich über diese Thematik aus. Die Pansan´veren beteuert heute auf Anfrage, man hätte den Menschen damals eine sich geziemende Alternative zum Exodus geboten und diese hätten eingewilligt. Cemo und vor allem der vierte Trabant der Sonne gehörte schließlich von jeher der IGA-Handelsgesellschaft.
Leider rechnet letztere nicht mit den Neobudisten von Un Ban. Nach mehreren Standardjahrhunderten erfolgreichen Abbaus durch IGA-Firmen überrennen diese Cemo 4 und reisen die Schürfeinrichtungen an sich. Im Standardjahr 1.322 lässt man die Sicherheit zu Gunsten schnelleren und effizienteren Abbaus schleifen und rechnete beim besten Willen nicht mit einem erneuten Angriff Seitens der Menschen. Von den verbliebenen Sicherheitskräften der Pansan´veren bleibt niemand am leben. Allein viele Arbeiter aus den Reihen der Kanka und einiger anderer Völker der Intergalaktischen Allianz werden nicht getötet. Es kommt zu schlimmen Misshandlungen und schließlich internieren die NBs alle nichtmenschlichen Bewohner in speziell dafür errichteten Lagern. Sie zwingen ihre Gefangenen ihr technisches Know How zu offenbaren und schicken sie danach in die Minen. Die kusunnische Arbeiterschaft erfährt kaum eine bessere Behandlung.
Nur wenige Standardjahre später, im Sj 1.341, wird schließlich Cemo 4 von den Neobudisten an die kusunnischen Jisaku verkauft. Diese richten sich hier ihr Hauptquartier ein. Einer der bekanntesten Anführer der zu dieser Zeit als Terroristen eingestuften Organisation ist En´sam Gabeila. Er führt die Verhandlungen mit den Neobudisten und schlägt viele Angriffe von Konzernsöldnern zurück. Sein Leben verlier er bei der Übername Cemos im Sj 1.788. Unterstützt durch intergalaktische Söldner dringen Antiterrotruppen von siva´s ND in die Jisaku-Bunker des Abbauplaneten ein und beenden das Regieme der Terroristen. Doch man darf nicht übersehen, dass bis zu diesem Zeitpunkt wiederum über 400 Standardjahre vergangen sind. 400 Standardjahre leben kusunnische Glaubenskrieger, verbliebene Neobudisten, Kanka, Skaim, Antaris und weitere Spezies der IGA und nicht zu vergessen die Kusunnen der ersten Generation Cemos und deren Kanka-Vorgänger. 400 Standardjahre um einen Schmelztiegel der unterschiedlichsten Rassen, Glaubensrichtungen und wirtschaftlichen Ansichten zu erschaffen.
Wer aber sind nun diese Jisaku und Bidijaris genau?
Um diese Frage beantworten zu können müssen wir einen noch weiteren Blick in die Vergangenheit werfen. Und dieses Mal richten wir unsere Aufmerksamkeit auf eine der großen Wiegen der Menschheit: siva`s ND.
Nach der Befreiung von ihren smavarischen Herren im Standardjahr -766 haben die Menschen die Macht über ganz siva´s ND übernommen. Dies lehrt uns das Schulwissen aller von Menschen bewohnter Welten der SUKOT. Die religiösen Streitereien zwischen den Menschen und den damals ebenfalls auf sND lebenden Kanka werden nach wenigen Standardjahren beigelegt. Die Kanka sind eine verschwindend kleine Minderheit. Ihre Religion, ein Glaube an das über alles wachende Licht (Jisaku genannt) wird binnen kürzester Zeit verboten. Die wenigen verbliebenen Kanka, welche die Befreiungskriege überlebten werden interniert. Aus einer religiösen Sekte entsteht die erste Terrorzelle der Kanka. Sie nennen sich schlicht Jisaku.
Wie kommt das Licht von sND nach Kusunn´Tchet und Cemo 4? Nun genau wie das Licht, durch den Weltraum. Über die Standardjahrhunderte der Gefangenschaft auf sND und anderen von Menschen beherrschten Welten reifen die Jisaku zu einer ausgewachsenen Terrororganisation heran. Irgendwann schließlich erreichen ihre Führer auch den fernen Planeten Kusunn´Tchet. Die geistigen Anführer dieser Welt haben etwas mit den Kanka gemeinsam. Sie fühlen sich von der shivaistischen Obrigkeit der Suna-Kollonien unterdrückt. Kaum sind die Schreckgespenster der einstigen Herrenrasse, der Smavari im Dunkeln des Alls verschwunden, erheben sich die alten Götter der Menschen in Form von Avataren auf sND zu ungeahnter Macht und versuchen ihren Anspruch auf alle Planeten der Menschen auszuweiten. Kein Wunder, dass die einem gänzlich anderen Glauben folgenden Kusunnen sich mit den Kanka besser verstehen. Beide Glaubensrichtungen sehen nur eine übergeordnete Macht. Beide machen sich kein Bild von dieser. In beiden Glaubensrichtungen spielt das Licht eine große Rolle. Und so kommt es wie es kommen muss, die dem Bidija (dem obersten Göttlichen) folgenden Fürsten Kusunn´Tchets und die Oberpriester der Jisaku verschmelzen zu einer geistigen Einheit und sagen den falschen Göttern den Kampf an. Nichts anderes war der erste Angriff auf Cemo 4 und nichts anderes geschieht dieser Tage auf Kirn.
Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Hintergründe der politischen Probleme die der Terror mit sich bringt. Es ist stets leicht einen Schuldigen aus der Menge heraus zu deuten. Doch wenn man hinter die im Vordergrund stehenden Schuldigen blickt, wenn man die Augen weiter in die Vergangenheit richtet, wird man stets eine graue Masse aus Schuld und Verhängnissen vorfinden. Über 3.000 Standardjahre sind vergangen seit die Menschen den Planeten Kamuran an sich rissen und ihn später ihrem Gott siva weihten. Dies ist eine lange Zeit. Streit hätte beigelegt werden können. Man hätte die Gründe all der Geschehnisse um Cemo durchleuchten können. Stattdessen deutet man einen Schuldigen aus der Menge heraus. So wie man es schon immer getan hat.
Sj 2.236 St 221
Milazva Hermanovich, Zesda Gazette